Rollanweisungen

Nachdem der Pushback abgeschlossen ist und sich der Pilot bereit zum Rollen meldet, wird dieser üblicherweise zum Rollhalt der Piste oder an einzelnen Flughäfen nur bis zur Übergabegrenze zwischen Tower/Ground und Apron geführt. Genaueres findest du in der jeweiligen SOP des Flughafens. Beim Rollen darf der Pilot in der Regel nicht von den gelben Rollleitlinien abweichen. Ausnahmen sind, wenn vorhanden, ebenfalls in der jeweiligen SOP geregelt.

Die Rollfreigabe kann dem Piloten auch erteilt werden wenn sich davor noch ein weiteres Flugzeug befindet, welches noch nicht bereit zum Rollen ist. Der Pilot muss dahinter anhalten und wird erst weiter rollen, sobald sich der vordere Flieger bewegt. Bei einer sehr komplexen Rollführung ist es hilfreich, die Route in mehrere Abschnitte aufzuteilen um das Readback des Piloten zu vereinfachen, beschleunigen und das Risiko für Fehler zu minimieren.

Je nach Verkehrssituation muss mit hold shorts oder give way Anweisungen gearbeitet werden um mögliche Konflikte am Boden zu lösen. Kann davon ausgegangen werden, dass zwei Flugzeuge trotz kreuzenden Rollwegen nicht im Konflikt zueinander stehen (z.B. durch ausreichend Abstand), muss keine solche Anweisung gegeben werden. Die Situation muss jedoch weiterhin beobachtet und bei Bedarf eingegriffen werden. Gerade am Anfang ist es jedoch sehr schwer einzuschätzen, wann ein Konflikt besteht und wann nicht. Daher wollen wir von unseren Trainees, dass sie in der Ausbildung immer nach dem Prinzip "Safety First" arbeiten. Arbeite dabei lieber einmal zu viel mit give ways und hold shorts als zu wenig.

Für Inbounds gilt entsprechend das gleiche. Sie werden an der Übergabegrenze vom Tower an Ground/Apron übergeben und erhalten dann ihre Rollanweisung zur geplanten Parkposition.

Hold Short

Hold shorts werden verwendet um rollenden Verkehr vor einem anderen Rollweg anzuhalten:

ATC: TUI4PH, taxi to holding point runway 18 via L N1 N, hold short of N5
ATC: TUI4PH, continue taxi
ATC: RYR1ME, taxi to holding point runway 24 via B A A3, hold short of runway 14L

Soll eine Sequenz aus rollenden Fliegern an einem bestimmten Punkt anhalten, ist es ausreichend dem ersten Flieger den hold short zu geben. Alle folgenden Flugzeuge werden dahinter zwangsläufig anhalten müssen. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass sobald der erste Flieger erneut rollt, sich die komplette Sequenz wieder in Bewegung setzt.

Sollte der Weg zur aktiven Piste über eine andere Piste führen (z.B. in Köln und Hamburg), ist immer eine expliziete Freigabe zum Überqueren dieser notwendig. Liegt die Piste außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereiches, muss ein hold short angewiesen werden.

Give Way

Eine weitere Möglichkeit um potentielle Konflikte am Boden zu klären, ist die Verwendung der give way Anweisung. Dabei wird dem Piloten die Aufgabe übertragen, einem anderen, rollenden Verkehr Vorfahrt zu gewähren. Wichtig ist es dabei dem Piloten zu sagen, wo er den Kollegen vorbei lassen muss (at D3), auf was für einen anderen Verkehr er achten muss (company - Lufthansa A320) und von wo der Verkehr kommt. Give Way Anweisungen machen nur Sinn, wenn der angesprochene Pilot seinen Gegner auch sehen kann.

ATC: DLH5KC, at N give way to company A320 crossing left to right
ATC: UAL988, give way to opposite outbound British Airways A319, behind taxi to A23 via N5

Es können auch Kombinationen aus hold short Anweisungen (wenn ein Rollweg z.B. durch einen pushenden Flieger länger blockiert ist) und späteren give way Anweisungen genutzt werden um die Zeit auf der Frequenz besser zu nutzen.

Intersection Departure

Auf Vatsim wird der Verkehr üblicherweise von Ground oder Apron auf die unterschiedlichen Intersections der Pisten verteilt. Im Idealfall meldet der Pilot schon wenn er bereit ist zum rollen bzw. beim Initial Call für das weitere rollen, für welche Intersection er fähig ist.

Pilot: München Ground, DLH5KC Entry S8, able B12
ATC: DLH5KC, taxi to holding point runway 26L, intersection B12, via B12
ATC: DLH5KC, taxi to holding point runway 26L, via S B14

Wenn es für den Tower (bzgl. der Abflugsequenz) oder den Piloten (z.B. Zeitersparnis) einen Vorteil mit sich bringt, können die Intersections vergeben werden. Es besteht jedoch keine Verpflichtung dafür, sodass der Pilot auch normal bis zum Anfang der Piste weiter genommen werden kann. Für den Piloten ist es immer sicherer je mehr Piste er zur Verfügung hat. Muss er aufgrund von landendem Verkehr, Wirbelschleppenstaffelung oder allgemein wegen der Abflugsequenz noch länger auf den Start warten, sollte diese Zeit auch genutzt werden um bis zum Pistenanfang weiter zu rollen.

Sollte die Nutzung einer Intersections nicht zu den veröffentlichten Standardverfahren eines Flughafens gehören (AIP), muss der Pilot immer zuvor gefragt werden, ob er die Intersection nutzen kann:

ATC: DLH3LL, advise able to depart from runway 25, intersection B

Details dazu sind in der jeweiligen SOP des Flughafens zu finden.


Revision #11
Created 30 October 2022 13:19:07 by 1193840
Updated 15 June 2023 12:21:30 by 1288197