VFR
Die Platzrunde
Die sogenannte Platzrunde (englisch: traffic circuit) ist das Standardverfahren für Anflüge und Abflüge für VFR Flüge. Bildlich beschrieben kannst du dir die Platzrunde als eine Art Kreisverkehr vorstellen, der die VFR Flüge in der Kontrollzone etwas ordnet.
Man stelle sich vor jeder VFR-Flug würde An- und Abfliegen wie er will - Chaos wäre vorprogrammiert.
In der folgenden Grafik siehst du alle Platzrundenabschnitte. Die Namen der Abschnitte (deutsch und englisch) musst du vor deinem ersten Training unbedingt wissen, da diese für die Phraseologie unerlässlich sind.
In der Mitte des Bildes befindet sich eine Landebahn (Richtung 06/24). Nördlich und Südlich davon befindet sich jeweils eine Platzrunde. Eine Piste hat folglich immer zwei Platzrunden (an manchen Flughäfen kann es jedoch sein, dass aus Lärmschutzgründen nur eine Platzrunde benutzt werden darf). Die Standardplatzrunde wird immer mit Linkskurven geflogen (im Bild die grüne Platzrunde).
Schauen wir uns nun nacheinander die verschiedenen Abschnitte an:
- Upwind / Gegenwind
bezeichnet den Geradeausflug nach dem Abheben; für dich als Controller ist dieses Segment nahezu nicht relevant - Crosswind / Querabflug
bezeichnet den Flug im 90 Grad Winkel von der Bahn weg; für dich als Controller ist dieses Segment nahezu nicht relevant - Downwind / Gegenanflug
bezeichnet den Flug parallel zur Piste entgegen der Betriebsrichtung - Base / Queranflug
bezeichnet den Flug im 90 Grad Winkel zur Bahnrichtung - Final / Endanflug
bezeichnet den letzten Teil des Anflugs, wenn das Flugzeug schon auf die Landebahn ausgerichtet ist
Will man auf die entsprechenden Abschnitte der im Bild rot dargestellten Rechtsplatzrunde verweisen, so fügt spricht man von der "right traffic circuit", dem "right Crosswind", "right Downwind", oder "Right Base".
Analog für die deutschen Abschnitte.
Es gibt keinen "right Upwind" oder "Right Final", da diese Abschnitte bei der Rechtsplatzrunde und Standardplatzrunde identisch sind.
Abschließend noch ein sehr wichtiger Punkt: Ist ein Pilot für einen Abschnitt einer Platzrunde freigegeben, so ist er für alle weiteren Abschnitte freigegeben und darf diese eigenständig abfliegen. Gibst du beispielsweise einem Piloten die Freiagbe für den Gegenanflug, so wird er eigenständig (sobald es für ihn passend ist) erst in den Queranflug und dann in den Endanflug drehen. Wenn du zu diesem Zeitpunkt aber einen A380 im Endanflug hast, ist das vermutlich keine allzu gute Idee. Daher gibt es ein paar Möglichkeiten, wie du VFR Piloten in der Platzrunde haben kannst und sie elegant hinter deinen anderen Verkehr am Endanflug einsortierst. Diese Möglichkeiten besprechen wir im weiteren Verlauf des Kapitels.
Einflug und Ausflug aus der Kontrollzone
Du siehst, dass Nürnberg vier veröffentlichte Ein- und Ausflugrouten für VFR hat. Alle vier Routen sind sowohl für den Ausflug als auch für den Einflug zugelassen. Es gibt auch andere Flugplätze, an denen manchen Routen nur für den Anflug oder nur für den Abflug zugelassen sind.
Am Anfang der Routen außerhalb der Kontrollzone siehst ein ausgefülltes blaues Dreieck. Dieses Symbol beschreibt einen Plichtmeldepunkt (englisch: compulsory reporting point). Das heißt, dass jeder Pilot das Überfliegen dieses Punkts mit seiner Flughöhe melden muss. Wäre das Dreieck nicht ausgefüllt, so wäre es ein optionaler Meldepunkt. Der Pilot würde sich nicht eigenständig melden, du kannst ihn jedoch auffordern dies zu tun.
Neben den blauen Dreiecke siehst du die Namen der Pflichtmeldepunkte (S, E, N, O), die zeitgleich die Namen der Routen sind.
Weist du also einen Einflug über N an, so muss der Pilot über N fliegen, das Überfliegen mit Flughöhe melden und anschließend entlang der blauen Route einfliegen.
Nähert sich der Pilot dem Platz und erhält keine weitere Anweisung, so muss er ins veröffentlichte Halteverfahren einfliegen. Die Freigabe zum Einflug in die Kontrollzone ist also keine Freigabe zum Einflug in die Platzrunde.
Für einen Ausflug aus der Kontrollzone gestaltet sich das ganze etwas einfacher: Gibst du die Anweisung zum Verlassen über eine Route, so fliegt der Pilot nach dem Abheben zur blauen Route und meldet sich bei Überfliegen des Pflichtmeldepunkts mit seiner Flughöhe. Es ist auch möglich einen abfliegenden Verkehr nach dem Abflug für die Platzrunde freizugaben und dann beispielsweise auf dem Downwind für die Ausflugroute freizugeben. Sobald er den außerhalb liegenden Pflichtmeldepunkt gemeldet hat, kannst du dem Piloten das Verlassen der Frequenz erlauben.
Wie du schon im Kapitel Platzrunde erfahren hast ist in der Platzrunde die Linkskurve das Standardverfahren. Sagt man nicht explizit die rechte Platzrunde an oder genehmigt eine Rechtskurve, so müssen VFR Piloten immer Linkskurven fliegen.
Willst du beispielsweise bei Betriebsrichtung 28 einen VFR Piloten über O aus der Kontrollzone bringen, so ist es sinnvoll ihm mit der Sprechgruppe "Rechtskurve genehmigt" / "right turn approved" die Rechtskurve zu erlauben, da er ansonsten eine sehr lange Linkskurve über den Platz fliegen muss, um auf seine Abflugroute zu gelangen.
Wir haben nun so gut wie alles gelernt, was wir für einen Einflug/Ausflug VFR wissen müssen. In den folgenden beiden Funkbeispielen schauen wir uns exemplarisch an, wie das ganze so laufen könnte.
Vorher solltest du noch wissen, dass jedem VFR Flieger vor einer Bewegung in unserer Kontrollzone die Betriebsrichtung und das aktuelle QNH mitgeteilt werden muss. Bei abfliegenden Piloten muss mit der Rollfreigabe zusätzlich der aktuelle Wind genannt werden.
Einflug in die Kontrollzone
Phraseologie
Durchflug durch die Kontrollzone
Es folgt das einfachste und kürzeste Kapitel in Bezug auf VFR: Der Durchflug durch die Kontrollzone. Manchmal gibt es Piloten, die aus unterschiedlichsten Gründen einfach nur durch unsere Kontrollzone durchfliegen möchten, ohne dabei ein Manöver auf der Piste durchzuführen.
Diese Piloten handhabst du zuerst identisch zu einem Einflug. Sobald sie sich den Platz nähern gibst du ihnen die Freigabe zum Verlassen über eine veröffentlichte Route und/oder gibst sie direkt zu einem Pflichtmeldepunkt auf der Abflugroute frei. Ab diesem Zeitpunkt zählt dieser Pilot als Ausflug und wir dementsprechend kontrolliert.
Pistenbewegungen
Neben den bereits behandelten Pistenbewegungen Start und Landung gibt es häufig auch VFR Piloten, die bei uns zu Trainingszwecken nur Platzrunden innerhalb der Kontrollzone fliegen möchten. Natürlich ist es für die Piloten in diesem Fall nicht sinnvoll nach einer Landung die Piste zu verlassen und anschließend direkt für den nächsten Start wieder zum Rollhalt zu rollen.
Die gängigsten in Verbindung mit Platzrunden durchgeführten Pistenbewegungen stellen wir dir nun vor:
- Touch and Go / Aufsetzen und Durchstarten
Dabei landet der Pilot auf der Bahn, setzt danach sofort wieder Startschub und hebt direkt wieder ab. Der Pilot zählt bis zum Überfliegen der Landebahnschwelle als Anflug, ab Überfliegen der Landebahnschwelle wieder als Abflug. - Low Approach / Tiefanflug
Möchten Piloten nur Anflüge trainieren und keine Landungen, so machen sie oftmals einen Tiefanflug. Dabei berühren sie nie die Piste, sondern fliegen in ca. 50 Fuß über die Bahn. Der Pilot zählt bis zum Überfliegen der Landebahnschwelle als Anflug, ab Überfliegen der Landebahnschwelle wieder als Abflug.
Sequenzierung VFR
Vielleicht (oder hoffentlich 😜) erinnerst du dich noch an den Anfang des Kapitels, als wir kurz festgestellt haben, dass es manchmal nicht so sinnvoll ist, wenn ein VFR Pilot selbstständig in den Queranflug und Endanflug dreht. Immer wenn wir IFR Verkehr im Anflug haben ist das natürlich nicht sinnvoll. Wir machen schließlich Flugverkehrskontrolle, und im genannten Beispiel, in dem der Pilot eigenständig eindreht haben wir keine Kontrolle mehr über die Situation und können unserem Job, der sicheren Durchführung des Flugverkehrs nicht mehr nachkommen.
Grundsätzlich gilt für VFR Verkehr: Je näher der Verkehr an der Bahn ist, umso besser ist das für uns. Wir können dann unerwartete Lücken sehr effizient nutzen, da der Pilot nur wenige Minuten bis zur Landebahn hat. Wäre er irgendwo 4 NM von der Bahn entfernt, so braucht eine C172 schon über 3 Minuten bis zur Landung. Versuche daher den Verkehr immer nahe an der Schwelle zu halten.
Prinzipiell gibt es drei Wege um VFR Verkehr zu verzögern bzw. in die Sequenz einzuordnen. Diese Möglichkeiten stellen wir dir nun vor:
- Vollkreise
Vollkreise werden dafür genutzt, um VFR Verkehr in einem gewissen Bereich zu halten. Dabei können die Anweisungen und Bedingungen sehr unterschiedlich sein. Zu beachten ist, dass während des Kreisens keine relativen Positionsangaben (z.B. 3-Uhr Position) bei Verkehrsinformationen gegeben werden können. Ein Vollkreis dauert bei einer Standardkurve (3° pro Sekunde) 2 Minuten.
Deutsch Englisch DEHEK, kreisen Sie rechts / links. DEHEK, orbit right / left. DEHEK, kreisen Sie querab der Schwelle / südlich des Platzes. DEHEK, orbit abeam threshold / south of the airfield. DEHEK, machen sie einen Vollkreis rechts / links. DEHEK, make a right / left tree-sixty.
Die Anweisung "kreisen sie" und "machen sie einen Vollkreis" unterscheidet sich dadurch, dass bei der ersten der Pilot so lange kreist, bis er eine weitere Anweisung von der erhält, während er bei der zweiten nur einen Kreis fliegt und danach auf dem Vorher freigegeben Verfahren (z.B. Platzrunde) weiterfliegt.
Dieses Verfahren eignet sich ideal für Situationen, in denen man viel IFR Anflüge hat und somit weiß, dass die Landung für den VFR Verkehr erst nach mehreren IFR Anflügen möglich ist. Hat man nur einen IFR Anflug am Endanflug und danch eine Lücke für VFR, so eignen sich dafür die beiden folgenden Verfahren. - Verlängern des Gegenanflugs
Weist du einem Piloten das Verlängern des Gegenanflugs an, so muss er diesen so lange fliegen, bis du ihn für den Queranflug oder Endanflug freigibst. Es gilt zu beachten, das je länger der Gegenanflug wird, der Endanflug anschließend mehr Zeit benötigt (alles was der Pilot vom Platz wegfliegt, muss er logischerweise wieder im Endanflug zurück fliegen; ist der VFR Verkehr sehr langsam, so blockierst du dir unter Umständen sehr lange den Endanflug). Aus diesem Grund ist diese Anweisung nur mit Bedacht zu nutzen!
Deutsch Englisch DEHEK, verlängern Sie den (rechten) Gegenanflug DEHEK, extend (right) downwind, standby for base - Landefolge
Beim Verlängern des Gegenanflugs läuft man gerne Gefahr den Piloten zu vergessen und/oder nicht rechtzeitig auf den Endanflug zu drehen. Eine ebenso elegante wie effiziente Möglichkeit bietet hier die sogenannte Landefolge.Zusammen mit der Verkehrsinformation kannst du dem VFR Piloten direkt mitteilen, dass er nach dem genannten Verkehr in den Endanflug eindrehen soll. Somit obliegt es dem Piloten wann genau er eindreht um den notwendigen Abstand zu halten.
Deutsch Englisch DEHEK, Nummer zwo, folgen Sie Lufthansa Airbus A320 im 3 NM Endanflug Piste 25L, melden Sie Verkehr in Sicht. DEHEK, number two, follow Lufthansa Airbus A320 3 NM Final runway 25L, report traffic in sight.
Ist der vorausfliegende Verkehr ein WTC Heavy oder schwerer als der VFR Verkehr, so muss der Zusatz CAUTION WAKE TURBULENCE / VORSICHT WIRBELSCHLEPPEN angehängt werden.