Staffelung nach Sicht
Mit Staffelung nach Sicht sind zwei Möglichkeiten der Staffelung gemeint, welche in unterschiedlichen Bereichen angewandt werden. Es gibt die Staffelung nach Sicht in Flugplatznähe (relevant für den Towerlotsen, je nach Situation auch für den Approach-Lotsen) und es gibt die Delegation der Staffelung an den Piloten im Sink- oder Steigflug (relevant für den Approach-Lotsen).
Staffelung nach Sicht in Flugplatznähe
In Flugplatznähe darf die vorgegebene Radarstaffelung (nicht die Wirbelschleppenstaffelung oder Pistenstaffelung!) zwischen zwei LFZ reduziert werden, wenn:
1. angemessene Staffelung vom Towerlotsen aufrechterhalten werden kann, sofern dieser beide LFZ ständig sieht und eine Verkehrsinformationen an mindestens ein LFZ erteilt oder
2. beide Piloten sich gegenseitig in Sicht haben und melden, dass sie eine angemessene Staffelung aufrechterhalten können oder
3. falls ein LFZ dem anderen folgt, der Pilot des hinteren LFZ meldet, dass er das vordere LFZ sieht und eine angemessene Staffelung aufrechterhalten kann
Die Begriffe "Flugplatznähe" und "angemessene Staffelung" sind nicht näher definiert. Daher sollte dieses Verfahren mit Sinn und Verstand angewandt werden. Beispiele sind ein Swing-Over in Frankfurt von der 25L auf die 25C, wenn gleichzeitig ein Pilot parallel auf die 25R anfliegt oder auch das Vermeiden eines Fehlanfluges, wenn die Mindeststaffelung droht, unterschritten zu werden.
Funkbeispiel Own Separation - Final |
G: DLH123, traffic, A320, 2 o'clock, report in sight and able for own separation |
A: DLH123, traffic in sight and able |
G: DLH123, cleared visual approach runway 25C, in case of missed approach, climb on runway track to 5.000 feet, maintain own separation to mentioned traffic |
Ein weiterer regelmäßiger Anwendungsfall für diese Art der Staffelung nach Sicht sind mehrere aufeinanderfolgende Abflüge in verschiedene Richtungen.
Hier ein Beispiel: GWI9086 dreht nach dem Abflug direkt Richtung Norden, wohingegen SWR3BZ erstmal geradeaus fliegt. Die Abflüge drehen also schnell auseinander. In dieser Konstellation kann die Radarstaffelung reduziert werden, wenn der TWR gemäß Punkt 1 beide Flieger sieht und dem hinteren Abflug eine Verkehrsinformation gibt. Somit kann der Startlauf des hinteren Abflugs bereits beginnen, sobald (herabgesetzte) Pistenstaffelung sichergestellt ist. Es gibt keine vorgeschriebene Mindeststaffelung in der Luft.
GWI9086 ist eben am 2400m-Marker vorbeigeflogen, somit herrscht herabgesetzte Pistenstaffelung und SWR3BZ kann den Startlauf beginnen.
Da der TWR auf Vatsim nicht wirklich aus dem Fenster schauen kann, sind in den SOPs des entsprechenden Flughafens Wetterbedingungen festgelegt, unter welchen dieses Verfahren angewandt werden kann (z.B. nur bei VMC).
Wichtig ist, dass der hintere Flieger auf der Frequenz des Towerlotsen verbleibt bis 3 NM / 1000 Fuß sichergestellt sind. Daher muss dem Piloten vor dem Start mitgeteilt werden, auf der TWR-Frequenz zu verbleiben (außer an den Flughäfen, wo dies der Standard ist). Sobald die 3 NM / 1000 Fuß sichergestellt sind, kann der Pilot zum Abfluglotsen wechseln.
Wenn SWR3BZ airborne ist, beträgt der Abstand zunächst < 3 NM, somit muss SWR3BZ auf der TWR-Frequenz bleiben (zwar sind es hier >mehr als 1000 Fuß, allerdings ist nicht sichergestellt, dass dies auch so bleibt).
Kurze Zeit später sind aufgrund der verschiedenen Abflugrouten die 3 NM sichergestellt. Jetzt kann SWR3BZ zum Radarlotsen übergeben werden.
Funkbeispiel Visual Separation zwischen Abflügen |
G: SWR3BZ, after departure remain on this frequency, preceeding Boeing 737 on a diverging SID / preceeding Boeing 737 turning right 1 mile end of runway, wind..., runway 23L cleared for takeoff. |
A: SWR3BZ, roger, cleared for takeoff runway 23L. |
Delegation der Staffelung im Sink- oder Steigflug
Unter bestimmten Bedingungen darf die Staffelungsverpflichtung zwischen zwei staffelungspflichtigen Flügen an den Piloten delegiert werden. Die Bedingungen sind:
- Daytime
- Below FL100
- Airspace E oder D
- VMC
- Nur während Steig- oder Sinkflug
- Beide beteiligte Piloten stimmt dem Verfahren zu
Funkbeispiel Own Separation - CLB/DES |
G: DLH123, REPORT FLIGHT CONDITIONS AND LEVEL |
A: DLH123, VMC, FL80 |
G: DLH123, TRAFFIC IS PA42, 1 O'CLOCK 5 MILES SAME DIRECTION, 1000 FEET BELOW, REPORT IN SIGHT |
A: DLH123, TRAFFIC IN SIGHT |
G: DLH123, ADVISE ABLE TO MAINTAIN OWN SEPARATION UNTIL PASSING FL60 |
A: DLH123, AFFIRM |
G: DEHHH, TRAFFIC 7 O'CLOCK 5 MILES AIRBUS 320 HAS YOU IN SIGHT. MAY HE DESCEND THROUGH YOUR LEVEL MAINTAINING OWN SEPARATION |
A2: DEHHH, AFFIRM |
G: DLH123, DESCEND 5000 FEET QNH1013, MAINTAIN OWN SEPARATION AND VMC UNTIL PASSING FL60 |
A: DLH123, DESCENDING 5000 FEET QNH1013, MAINTAINING OWN SEPARATION AND VMC UNTIL PASSING FL60 |
G: DLH123, DEHHH, CLEAR OF TRAFFIC |